Niaw de Leon

Niaw de Leon, UX-Expertin aus Manila

»Der Erfolg digitaler Produkte liegt in ihrer Persönlichkeit«

»UX-Texte« oder »Microcopys« – das sind die kleinen, unscheinbaren Texte auf Website-Buttons, Schaltflächen, in Fehlermeldungen, Online-Formularen oder Benutzeranleitungen. Niaw (gesprochen: Ni-au) de Leon hat ein Buch darüber geschrieben. Wie sprachverrückt muss man dafür sein?

Niaw, bist du ein Text-Nerd?

Niaw de Leon: Ja, ich hatte schon immer eine ziemliche Leidenschaft für Text und Sprache. Als Kind habe ich Geheimsprachen erfunden. Mit etwa acht Jahren begann ich, auf der klobigen 386-Maschine meines Cousins Programmieren zu lernen. So entdeckte ich eine neue Sprache: die Programmiersprache.

Damit hatte ich plötzlich eine neue Macht: Ich konnte Dinge beeinflussen, indem ich Worte und Zeichen so oder so anordnete. Später studierte ich Informatik und begann meine Karriere als Java-Softwareentwicklerin in einem IT-Unternehmen aus Hongkong.

Wie kam es, dass du dich auf Microcopys spezialisiert hast?

Niaw de Leon: Das begann mit einem Projekt des akademischen Netzwerks von Großbritannien. Meine Aufgabe war es, die User Experience (UX) einer Software zu testen. Ich beobachtete, wie Versuchspersonen die Software benutzten. Und mir fiel auf, dass sie bestimmte Schaltflächen nicht finden konnten – einfach nur aufgrund der Wortwahl, die die Programmierer in den Prototypen der Software verwendet hatten.

Was müssen UX-Expert*innen können: Programmieren? Oder Texten?

Niaw de Leon: Ich kann beides, und das hilft. Für uns Programmierer*innen ist es ziemlich schwer, eine gute Microcopy für die eigene Anwendung zu schreiben. Denn wenn du sie selbst entwickelt hast, siehst du sie als eine Kombination von Modulen und Datenbankschemata. Benutzer*innen sehen die Anwendung aber ganz anders! Um ihren Blick einzunehmen, müssten Programmierer UX-Tests durchführen.

Normalerweise setzen Texter*innen die Sprache ein, um zu informieren und zu verkaufen. UX-Texter dagegen führen und fördern das Handeln in einem interaktiven Medium. Das Schreiben von Microcopies erfordert ein gutes Gefühl für Sprache, aber auch Kompetenz im Interaktionsdesign.

Wie ist es dir gelungen, beides zu verbinden?

Niaw de Leon: Ich hatte das Glück, in einem Team zu arbeiten, das sensibel für UX und Microcopys war. Als ich mich später als Beraterin selbständig machte, suchte ich bewusst nach Kunden, die bereit waren, an Microcopys zu arbeiten.

Designstark

Niaw, bist du ein Text-Nerd?

Niaw de Leon: Ja, ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Text und Sprache. Als Kind habe ich Geheimsprachen erfunden. Mit etwa acht Jahren begann ich, auf der klobigen 386-Maschine meines Cousins Programmieren zu lernen. So entdeckte ich eine neue Sprache: die Programmiersprache.

Damit hatte ich plötzlich eine neue Macht: Ich konnte Dinge beeinflussen, indem ich Worte und Zeichen so oder so anordnete. Später studierte ich Informatik und begann meine Karriere als Java-Softwareentwicklerin in einem IT-Unternehmen aus Hongkong.

Wie kam es, dass du dich auf Microcopys spezialisiert hast?

Das begann mit einem Projekt des akademischen Netzwerks von Großbritannien. Meine Aufgabe war es, die User Experience (UX) einer Software zu testen. Ich beobachtete, wie Versuchspersonen die Software benutzten. Und mir fiel auf, dass sie bestimmte Schaltflächen nicht finden konnten – einfach nur aufgrund der Wortwahl, die die Programmierer in den Prototypen der Software verwendet hatten.

Was müssen UX-Texter können: Programmieren? Oder Texten?

Ich kann beides, und das hilft. Für uns Programmierer*innen ist es ziemlich schwer, eine gute Microcopy für die eigene Anwendung zu schreiben. Denn wenn du sie selbst entwickelt hast, siehst du sie als eine Kombination von Modulen und Datenbankschemata. Benutzer*innen sehen die Anwendung aber ganz anders! Um ihren Blick einzunehmen, müssten Programmierer UX-Tests durchführen.

Normalerweise setzen Texter*innen die Sprache ein, um zu informieren und zu verkaufen. UX-Texter dagegen führen und fördern das Handeln in einem interaktiven Medium. Das Schreiben von Microcopies erfordert ein gutes Gefühl für Sprache, aber auch Kompetenz im Interaktionsdesign.

Wie ist es dir gelungen, beides zu verbinden?

Ich hatte das Glück, in einem Team zu arbeiten, das sensibel für UX und Microcopys war. Als ich mich später als Beraterin selbständig machte, suchte ich bewusst nach Kunden, die bereit waren, an Microcopys zu arbeiten.

Niaw de Leon

»Sinnvolle UX-Texte sind ein Wettbewerbsfaktor«

Du lebst und arbeitest in Manila. Welchen Stellenwert haben UX-Texte dort?

Niaw de Leon: Die Philippinen sind gerade in einem Entwicklungsstadium, in dem sich eine Handvoll Software-Unternehmen technisch sprunghaft weiterentwickelt. Doch die Idee, dass man mit nutzerorientiertem Design oder Microcopys wettbewerbsfähiger sein kann, ist hier noch nicht angekommen. Viele Firmen denken einfach nicht darüber nach.

Das sieht man zum Beispiel daran, dass hier im Alltag malayo-polynesische Sprachen gesprochen werden – in digitalen Produkten wird aber fast nur Englisch eingesetzt! Ich denke, dass der Markt im Vergleich zu anderen Ländern noch nicht UX-reif ist.

Genau deshalb setze ich mich dafür ein! Ein großer Teil meiner Arbeit besteht darin, für UX-Texte zu argumentieren. All diese Argumente habe ich in meinem eBook „Microcopy“ zusammengetragen und veröffentlicht.

Niaw de Leon

Allein das Wort »Registrieren« kann bewirken, dass Menschen einen Bestellvorgang abbrechen

Wie überzeugst du deine Kunden, in Microcopys zu investieren?

Niaw de Leon: Der Erfolg von digitalen Produkten liegt in ihrer Persönlichkeit. Und das ist eine Gesamtheit von vielen Faktoren, zu der auch die Sprache gehört. Denk doch einfach mal an dein Lieblingsessen und stell dir vor, eine Zutat würde fehlen. Dann wäre es nicht mehr das gleiche Gericht, richtig?

Gute und durchdachte Microcopies sind ganz klar ein Wettbewerbsfaktor. Eine App oder Website kann mehr Erfolg haben, wenn schon das Entwickler-Team schon darauf achtet. Beim UX-Texten geht es darum, wirklich zu verstehen, wie sich die Zielgruppe durch eine Anwendung navigiert und was sie erwartet. So kann zum Beispiel das Wort »Registrieren« auf einem Button auslösen, dass Menschen einen Bestellvorgang abbrechen, weil es nach Aufwand klingt. Wenn dort statt dessen „Weiter“ steht, ist die Zahl der Registrierungen höher. Letztendlich geht es um die Beziehung zwischen Anwendern und Unternehmen, und die Erfolgsquote lässt sich in Website-Klicks oder sogar in Käufen messen.

Wie siehst du die Zukunft der Microcopys?

Niaw de Leon: Ich bin mir sicher, dass Microcopies und das UX-Texten in spätestens fünf Jahren zur Standardpraxis im Produktdesigns geworden sind. In zehn Jahren haben wir uns dann komplett neuen Aspekten des Produktdesigns zugewandt, um uns von der Konkurrenz abzuheben.

Worum wird es in deinem nächsten Buch gehen?

Niaw de Leon: Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich will mehr über Stimme, Ton und Persönlichkeitsdesign erfahren.

Wie überzeugst du deine Kunden, in Microcopys zu investieren?

Der Erfolg von digitalen Produkten liegt in ihrer Persönlichkeit. Und das ist eine Gesamtheit von vielen Faktoren, zu der auch die Sprache gehört. Denk doch einfach mal an dein Lieblingsessen und stell dir vor, eine Zutat würde fehlen. Dann wäre es nicht mehr das gleiche Gericht, richtig?

Gute und durchdachte Microcopies sind ganz klar ein Wettbewerbsfaktor. Eine App oder Website kann mehr Erfolg haben, wenn schon das Entwickler-Team schon darauf achtet. Beim UX-Texten geht es darum, wirklich zu verstehen, wie sich die Zielgruppe durch eine Anwendung navigiert und was sie erwartet. So kann zum Beispiel das Wort „Registrieren“ auf einem Button auslösen, dass Menschen einen Bestellvorgang abbrechen, weil es nach Aufwand klingt. Wenn dort statt dessen „Weiter“ steht, ist die Zahl der Registrierungen höher. Letztendlich geht es um die Beziehung zwischen Anwendern und Unternehmen, und die Erfolgsquote lässt sich in Website-Klicks oder sogar in Käufen messen.

Wie siehst du die Zukunft der Microcopys?

Ich bin mir sicher, dass Microcopies und das UX-Texten in spätestens fünf Jahren zur Standardpraxis im Produktdesigns geworden sind. In zehn Jahren haben wir uns dann komplett neuen Aspekten des Produktdesigns zugewandt, um uns von der Konkurrenz abzuheben.

Worum wird es in deinem nächsten Buch gehen?

Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich will mehr über Stimme, Ton und Persönlichkeitsdesign erfahren.

Buchtipp

Das Kindle eBook »Microcopy. Discover How Tiny Bits of Text Make Tasty Apps and Websites« von Niaw de Leon kostet 3,29 Euro. Sie beschreibt unterhaltsam, informativ und beispielhaft, welche Auswirkungen Microcopies haben. Zum Beispiel, wie ein Unternehmen seinen Monatsumsatz um 25.000.000 US-Dollar steigerte, indem es nur ein Wort austauschte.

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