Trialog – ein Plädoyer für Partizipation von Angehörigen in Psychiatrie und Sozialer Arbeit

2024-07-29T21:48:53+02:00

Wieso ich für Partizipation von Eltern in Psychiatrie und Sozialer Arbeit werbe Eine Freundin von mir ist Professorin für Soziale Arbeit. Seit vielen Jahren lädt sie mich ein, als Gastdozentin über Themen zu referieren, zu denen ich als Journalistin recherchiert habe und die mich manchmal auch selbst betreffen, wie die Gesundheit von Alleinerziehenden. Diesmal sage ich: „Ich will über Trialog sprechen.“ Trialog, das ist der Austausch zwischen Fachkräften, Betroffenen und Angehörigen bei psychischen Erkrankungen. Gleich zu Beginn meines Seminars oute ich mich als Angehörige und merke, wie meine Stimme leicht zittert. Dann habe ich das Gefühl, dass die Studierenden an meinen Lippen hängen. Den fachlichen Input halte ich kurz. Dann untersuche ich mit den Studierenden kurze Geschichten, in denen Angehörige – insbesondere in der Psychiatrie oder Jugendhilfe – ihr Erleben schildern. Das sagen die Studierenden: „Die Erzählungen verunsichern mich an manchen Stellen, weil ich jetzt Sorge hätte, als Sozialarbeiterin etwas Falsches zu sagen.“ „Ich bin mir nicht sicher, denke aber, dass es für die Tochter hilfreich wäre, zu wissen, wie es der Mutter mit ihrer Erkrankung und dem ganzen Drumherum geht. Für die Erwachsenen – Sozialarbeiter*innen und Eltern – wäre der wirkliche interessierte Austausch miteinander auf jeden Fall eine große Chance. „Der Trialog könnte eine Chance sein, sich besser zu überlegen, wer welche Rolle einnimmt – in einer längerfristigen Therapie und Behandlung, aber auch in einzelnen Beratungsgesprächen.“ „Eigentlich wird klar, dass es die ganze Zeit über keinen Austausch gegeben hat. Die Selbsthilfegruppe im Mädchenhaus geht völlig anders mit der Erkrankung um als die Schulsozialarbeiterin. Für die Mutter ist intransparent, was in der Selbsthilfegruppe passiert und warum die Tochter darüber so wütend ist. Die Haltung der Schulsozialarbeiterin passt mit meinem professionellen Selbstverständnis erstmal gar nicht zusammen. Mit ihr würde ich mich gern einmal länger unterhalten, um zu verstehen, was sie tut und warum." "Diese Geschichten zeigen mir einerseits, wie es den Menschen gehen muss, die als Betroffene und Angehörige in einer sehr verletzlichen Lebenssituation auf Soziale Arbeit angewiesen sind und dabei so viel Intransparenz und Widersprüche erleben. Andererseits fühle ich mich als Sozialarbeiterin schlecht dargestellt. So stellvertretend kritisiert zu werden, macht mir nicht unbedingt Lust, in den Austausch zu gehen.“ „Für mich ist der fehlende Austausch sehr eindrücklich beschrieben. Es ist nachvollziehbar, dass Eltern mehr Information brauchen, um das, was Fachkräfte tun, überhaupt mittragen zu können. Ich fühle beim Lesen mit und wünsche mir nachträglich für die Eltern eine Entschuldigung." "Den Begriff Trialog hatte ich vorher noch nicht gehört, aber ich denke nach dieser Auseinandersetzung nun, dass es eine große Chance ist, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen.“ "Neugierig sein, zuhören und nachfragen. Das müssen wir uns beibehalten." Gleich zu Beginn meines Vortrags oute ich mich als Angehörige und merke, wie meine Stimme leicht zittert. Dann habe ich das Gefühl, dass die Studierenden an meinen Lippen hängen. Den fachlichen Input halte ich kurz. Dann untersuche ich mit den Studierenden kurze Geschichten, in denen Angehörige

Trialog – ein Plädoyer für Partizipation von Angehörigen in Psychiatrie und Sozialer Arbeit2024-07-29T21:48:53+02:00

Freiberufler-Strategie

2024-07-29T17:32:46+02:00

Freiberufler-Strategie In den letzten Tagen bin ich viel gerannt. Geistig, nicht körperlich. Dabei sollte es doch umgekehrt sein: Vor rund einem Jahr hatte ich mich für eine Kombi aus Teilzeit-Job UND Selbständigkeit entschieden, um wieder mehr Zeit für das zu haben, was im Leben wirklich wichtig ist wie Kind, Kaninchen, Kreativität – und Bewegung. Also: lieber in echt rennen oder zumindest öfter im Wald spazieren gehen, statt im Kopf von Projekt zu Projekt hetzen. Und doch stecke ich jetzt wieder im Hamsterrad. Was ist schief gelaufen? Muss ich Aufträge besser selektieren und »Nein« sagen lernen? Braucht es speziellen Strategien, um als Teilzeit-Freiberuflerin langfristig ausgelastet, aber nicht überlastet zu sein? Als Freiberufler*in »Nein-Sagen« lernen?  Erstmal was Schönes: Seit dem Start meiner Selbständigkeit als Texterin bin ich ausgebucht. Darüber freue ich mich. Logisch! Erstens, ich muss keine Akquise machen. Zweitens spüre ich, dass langjährige Bekannte mir vertrauen und gerne mit mir arbeiten. Und drittens: Seit ich meinen LinkedIn-Status auf "Freelancer" geändert habe, ploppen im meinem Netzwerk plötzlich spannende Projekte auf, mit denen ich vorher nicht gerechnet hätte! Ich bin ein neugieriger Mensch und freue mich über jede Anfrage. Doch jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich mir freiberufliche Projekte nicht nur aussuchen kann, sondern muss: Weil ich ja auch noch einen tollen Hauptjob habe, in dem ich Vollgas geben will. Und weil ich nach 13 Jahren Alleinerziehend-Sein wieder neue Kraft tanken muss und auch dafür Zeit brauche. Immer arbeiten geht nicht, so verlockend es auch ist. Mein Ziel für 2021 war: »Ein ausgeglichenes, gesundes Leben führen.« Das Jahr ist bald zur Hälfte rum und ich merke: Wenn ich das Ziel noch erreichen will, brauche ich jetzt eine gute Strategie. Erstmal was Schönes: Seit dem Start meiner Selbständigkeit als Texterin bin ich ausgebucht. Darüber freue ich mich. Logisch! Erstens, ich muss keine Akquise machen. Zweitens spüre ich, dass langjährige Bekannte mir vertrauen und gerne mit mir arbeiten. Und drittens: Seit ich meinen LinkedIn-Status auf "Freelancer" geändert habe, ploppen im meinem Netzwerk plötzlich spannende Projekte auf, mit denen ich vorher nicht gerechnet hätte! Ich bin ein neugieriger Mensch und freue mich über jede Anfrage. Doch jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich mir freiberufliche Projekte nicht nur aussuchen kann, sondern muss: Weil ich ja auch noch einen tollen Hauptjob habe, in dem ich Vollgas geben will. Und weil ich nach 13 Jahren Alleinerziehend-Sein wieder neue Kraft tanken muss und auch dafür Zeit brauche. Immer arbeiten geht nicht, so verlockend es auch ist. Mein Ziel für 2021 war: »Ein ausgeglichenes, gesundes Leben führen.« Das Jahr ist bald zur Hälfte rum und ich merke: Wenn ich das Ziel noch erreichen will, brauche ich jetzt eine gute Strategie. Wie definiere ich meine »Wunschprojekte«? Ich recherchiere in Blogs: Was tun andere Freiberufler*innen, um sich strategisch besser aufzustellen? Erstes Ergebnis: Wunschkunden und Wunschprojekte definieren! Ich überlege also,

Freiberufler-Strategie2024-07-29T17:32:46+02:00

Oma Betty

2024-07-29T21:16:58+02:00

Oma Betty. Eine Erinnerung.  Vor fast zwei Jahren schrieb ich für die Zeitschrift Publik Forum ein »Sozialprotokoll« über meine Oma. In diesem Format kommen Menschen selbst zu Wort, die etwas Besonderes erlebt haben. Meine Oma floh nach dem Zweiten Weltkriege vor den russischen Soldaten und kam so von Pommern nach Süddeutschland – diese Geschichte habe ich oft gehört. Später hatte sie in ihrem Haus vier Mieter, die aus Syrien geflüchtet waren. Mit ihnen hatte sie viel gemeinsam. Die Liebe zum Gemüsegarten, zum Beispiel. Vor wenigen Tagen ist meine Oma gestorben. Eine Erinnerung: Oma Betty erzählt: »Man weiß im Leben nie, wie’s weiter geht. Wenn ich aus meinem Küchenfenster auf den Hof schaue, hat sich viel verändert. Da hinten steht noch der alte Brunnentrog von damals, als wir einzogen. Aber der Kirschbaum ist weg, und auch die Hasenställe. Viele Pflastersteine auf dem Hof habe ich im Lauf der Jahre selbst gesetzt. Vor zwanzig Jahren kam mir mitten in der Nacht die Idee, hinten am Haus anzubauen. Heute vermiete ich drei Wohnungen. Dass alle meine Mieter aus Syrien geflüchtet sind, ist eigentlich ein Zufall. Und irgendwie auch nicht. Dieser Hass gegenüber Flüchtlingen, den habe ich auch erlebt. Besonders hart war’s bei uns in Mecklenburg, wo wir nach unserer Ausweisung aus Pommern nach dem Krieg bei einem Bauern einquartiert wurden. Er ließ uns nicht einmal in seine Küche, obwohl er Deutscher war wie wir. Wir mussten unsere Kartoffeln im Zimmer im Heizofen backen. Wir wohnten zu fünft auf zwölf Quadratmetern: Mutti, meine drei kleinen Geschwister und ich. Meine großen Schwestern waren weg in den Westen. Vati war in polnischer Gefangenschaft, seit uns bei unserer ersten Flucht vor der Front die Russen eingeholt hatten. Unser russischer Zwangsarbeiter, der Alex, hatte sich dafür eingesetzt, dass er nicht erschossen wurde. Wir Kinder haben Alex geliebt und mit ihm herumgetobt, als wir noch auf unserem Bauernhof in Antonswalde lebten. Zwei meiner Mieter hatten auch Landwirtschaft in Syrien. Einer von ihnen pflanzt im Gemüsegarten Mini-Auberginen an, die Samen hat er aus der Heimat. Der kleine Junge, der jetzt über mir wohnt, ruft »Oma, Oma«, wenn er mich sieht. Kürzlich war er mit seiner Familie wochenlang verreist. Sie haben die Großeltern besucht, die in einem Nachbarland von Syrien leben. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil sie so lange nicht zurückkamen. Die Mutter des jungen Studenten, der bei mir im Dachgeschoss wohnt, kenne ich. Sie lebt in Offenburg. So wie wir damals, als wir endlich die Genehmigung bekommen hatten, nach Süddeutschland zu ziehen. Das war im Jahr 1952. Ich war 19 Jahre alt und hatte ich mich wieder erholt von den Krankheiten der Reise: Gelbfieber, Rippenfell-, Lungen- und Hirnhautentzündung. Wir waren vier Tage lang in einem Kohlewaggon transportiert worden und ich streckte unterwegs immer den Kopf hinaus, weil ich in dem staubigen Wagen kaum Luft bekam. Durch den Luftzug muss ich mir die Krankheiten eingefangen haben. Auch die schlimmen Bilder im Kopf waren schwächer geworden. Ich

Oma Betty2024-07-29T21:16:58+02:00

Wieso mich die kreative Anfangsphase in Projekten beflügelt

2023-12-19T08:45:09+01:00

Manch einer versteckt sich hinter Fotos in schwarz-weißen Anzügen – und lernt dann fliegen. Wieso mich die kreative Anfangsphase in Projekten beflügelt Habe heute ein Erstgespräch mit einem Kunden geführt. »So'n Anzugtyp«, dachte ich zuerst. Das war vor dem Gespräch. Jetzt – 30 Minuten später – bin ich begeistert und beflügelt. Der Typ ist Chef eines Maklerbüros. Auf seinen Website-Fotos trägt er tatsächlich einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. »Wir sind aber keine Pinguine!«, sagt er mir. Und sofort dringt durch, wer er wirklich ist. Einer, der als Kind schon Grundrisse zeichnete, um sich sein eigenes Geschäft (eine Tierhandlung) vorzustellen. Einer, der zunächst einen handfesten Bauberuf lernte, weil er sich für Gebäude, Wohnungen, Häuser leidenschaftlich interessiert. Einer, der als Bauherr selbst ein denkmalgeschütztes Haus aus dem Jahr 1462 saniert – einfach um zu zeigen, dass das geht. Selbst lebt er auf dem Berg, mit Weitblick ins Tal hinunter. Er fährt einen Oldtimer-Käfer. Und er hat Hühner. Wieso er all das auf seiner Website hinter einem Bild im schwarz-weißen Anzug versteckt? Keine Ahnung! Doch das zu ändern ist ja mein Job und nicht seiner. Zum Glück! Und schon purzeln die Ideen, wie ein Immobilienmakler durch mehr Persönlichkeit im Marketing Vertrauen schaffen kann. Ich bin beflügelt. Habe heute mal wieder ein Erstgespräch mit einem Kunden geführt. »Ein Anzugtyp«, dachte ich. Das war vor dem Telefonat. Jetzt – 30 Minuten später – bin ich begeistert und beflügelt: Der Typ ist Chef eines Maklerbüros. Auf seinen Website-Fotos trägt er tatsächlich einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. »Wir sind aber keine Pinguine!«, sagt er mir sofort. Und sofort dringt durch, wer er wirklich ist: Einer, der als Kind schon Grundrisse zeichnete, um sich sein eigenes Geschäft (eine Tierhandlung) vorzustellen. Der einen handfesten Bauberuf lernte, weil er sich für Gebäude, Wohnungen, Häuser leidenschaftlich interessiert. Er saniert als Bauherr selbst ein denkmalgeschütztes Haus aus dem Jahr 1462 – um zu zeigen, dass das geht. Selbst lebt er auf dem Berg, mit Weitblick ins Tal hinunter. Er fährt einen Oldtimer-Käfer. Und er hat Hühner. Wieso er all das auf seiner Website hinter einem Bild im schwarz-weißen Anzug versteckt? Keine Ahnung! Doch das zu ändern ist ja mein Job und nicht seiner. Zum Glück! Und schon purzeln die Ideen, wie ein Immobilienmakler durch Persönlichkeit Vertrauen schaffen kann. Ich bin beflügelt.

Wieso mich die kreative Anfangsphase in Projekten beflügelt2023-12-19T08:45:09+01:00

Wie führe ich ein ausgeglichenes Leben als Scannerpersönlichkeit?

2024-07-29T17:18:19+02:00

Wie führe ich ein ausgeglichenes Berufsleben als Scannerpersönlichkeit? »Scannerpersönlichkeiten«, »Generalisten«, »Tausendsassas«, »kreative Multitalente«, »Vielbegabte« oder gar »Universalgenies«: Wer erstmal auf das Phänomen gestoßen ist, findet rasch immer mehr Bezeichnungen für Menschen, die viele unterschiedliche Interessen und Begabungen haben, sich leicht neues Wissen aneignen, gern Projekte beginnen – aber auch dazu neigen, diese nicht abzuschließen, ihr Studium abzubrechen, immer wieder den Job oder die Branche wechseln – und Schwierigkeiten haben, sich beruflich zu spezialisieren. Holger Markgraf ist einer davon. Und er coacht in seiner Onlineschule so genannte »Scannerpersönlichkeiten«, damit sie sich in der Vielfalt nicht verzetteln und trotzdem selbstbewusst den eigenen persönlichen oder beruflichen Weg gehen können. Was ist eine Scanner-Persönlichkeit?  Holger, als ich kürzlich den Begriff »Scannerpersönlichkeit« entdeckte, war ich richtig erleichtert: Immer wieder bekomme ich den Rat, mich als Journalistin oder Texterin auf ein Thema oder Fachgebiet zu spezialisieren, schaffe es aber nicht, weil mich einfach vieles interessiert. Schön zu merken, dass ich nicht allein bin! Und dass es sogar eine Bezeichnung für dieses Phänomen gibt, ob die nun wissenschaftlich fundiert ist oder nicht. Was hat es mit dir gemacht, zu erfahren, dass du eine Scannerpersönlichkeit bist? Holger Markgraf: Mein erster Augenöffner war schon, als ich vor zwei, drei Jahren mit dem Thema »Hochsensibilität« in Kontakt kam. Das war ein besonderes Erlebnis, weil mir rückblickend einiges aus meiner Kindheit klarer wurde. Zum Beispiel, warum ich auf bestimmte Geräusche und Gerüche immer so sensibel reagiert habe. Wenig später kam ich dann zur »Scannerpersönlichkeit« oder »Vielbegabung«, denn nach einer Definition der Autorin Barbara Sher überschneiden sich deren Persönlichkeitseigenschaften stark mit denen von Hochsensiblen oder Hochbegabten. Und das hat mir wieder viel erklärt: Weshalb ich immer wieder Dinge anfange und nicht weiter mache oder warum ich vieles auf einmal tue und mich nicht entscheiden kann, wo mein Schwerpunkt liegt. Woher kommt der Begriff »Scannerpersönlichkeit«? Holger Markgraf: Die Autorin Barbara Sher verwendete ihn in ihren Büchern als Überbegriff für viele verschiedene Persönlichkeitstypen, die quasi ständig den Horizont nach neuen Möglichkeiten scannen – in Abgrenzung zu »Tauchern«, die sich in einem Fachgebiet eine tiefe Expertise aneignen. Eine weitere Autorin, Dorothee Scheld, hat in Deutschland den Begriff der »Vielbegabung« geprägt, sie unterscheidet zwischen Vielbegabung und Scannerpersönlichkeiten. Ich kann spontan nicht sagen, wo ich mich da ganz genau selbst einordne – aber ich weiß, dass ich hochsensibel bin, dass ich vielbegabt bin und ja, ich bin sicher auch eine Scannerpersönlichkeit. Holger, als ich kürzlich den Begriff »Scannerpersönlichkeit« entdeckte, war ich geradezu erleichtert: Immer wieder bekomme ich den Rat, mich als Journalistin oder Texterin auf ein Thema oder Fachgebiet zu spezialisieren, schaffe es aber nicht, weil mich einfach vieles interessiert. Schön zu merken, dass ich nicht allein bin! Und dass es sogar eine Bezeichnung für dieses Phänomen gibt, ob die nun wissenschaftlich fundiert ist oder nicht. Was hat es mit dir gemacht, zu erfahren, dass du eine Scannerpersönlichkeit bist? Holger Markgraf: Mein

Wie führe ich ein ausgeglichenes Leben als Scannerpersönlichkeit?2024-07-29T17:18:19+02:00

Die 4-Tage-Woche

2021-09-19T19:35:07+02:00

Die 4-Tage-Woche Im April 2020, kurz vor Beginn des ersten Lockdowns, schrieb ich in einem Blogbeitrag: "Bald werde ich nur noch vier Tage pro Woche als Angestellte arbeiten. Der fünfte Tag ist für mich reserviert: für freiberufliche Aufträge, eigene Projekte, Lehraufträge, Netzwerkpflege, Blog-Artikel – oder sogar ein Buch? –, für Gartenarbeit, Spaziergänge, Zeit mit Kind und Kaninchen." Dann kam die Krise – für mich wie eine Befreiung! Sie zeigte uns allen, dass eine individuellere Arbeitswelt machbar ist. Aus heutiger Sicht klingen meine Überlegungen von damals fast banal. Doch der Weg zur 4-Tage-Woche war für mich ein großer Schritt, verbunden mit vielen Fragen. Was ich vorab klären musste: Kriege ich genügend freiberufliche Aufträge, um das fehlende Einkommen auszugleichen? Gerade jetzt, während Corona, wo Marketingbudgets gestoppt werden? Sollte ich als Alleinerziehende lieber voll auf Sicherheit setzen? Folge ich nur einer fixen Idee? Mache ich mich in meinem Hauptjob überflüssig, wenn ich Stunden reduziere? Bin ich fürs Homeoffice strukturiert genug? Werde ich ohne Kollegen daheim vereinsamen? Was ich brauchte, um die 4-Tage-Woche wirklich umzusetzen: Erschöpfung und eine gewisse Grund-Unzufriedenheit Den Drang nach Vielseitigkeit und Unabhängigkeit Austausch mit kreativen Menschen, über den "Tellerrand" meines Arbeitgebers hinaus Coaching, Mentoring und ein gutes Netzwerk Erste freiberufliche Aufträge, um mich finanziell sicher zu fühlen Vertrauen und das Einverständnis meines Arbeitgebers Ein Testmonat, um auszuprobieren, wie die 4-Tage-Woche klappt Das war mein Antrieb zur 4-Tage-Woche: Neujahrsvorsätze sind eigentlich nicht so mein Ding. Aber Anfang 2020 habe ich mir als Jahresmotto gesetzt, ein kreatives, ganzheitliches Leben zu führen. Ganzheitlich meint: Im Einklang mit Kind, Garten, Haushalt, zwei Großmüttern, drei Kaninchen und meinem eigenen Bedürfnis nach Bewegung, Natur und Schlaf. Also mehr daheim sein. „Kreativ leben“ meint, dass meine Kreativität über den Agenturjob, das Texten pfiffiger Slogans oder Ideen fürs Onlinemarketing weiter hinausreichen sollte. Ich mag unsere Kunden, texte und konzipiere gern für sie und tauche in ihre Themen ein. Aber dass sich mein Wirken auf Kommunikation und Werbung für Industrieunternehmen beschränkte, hinterließ ein immer schaleres Gefühl, das besonders durch Abstand, im Urlaub, immer lauter wurde. Ideen haben und Neues schaffen ist ein Lebensprinzip, das ich nicht an der Bürotür ablegen will . Aber um eigene Projekte anzutreiben, mich für eine gute Sache einzusetzen oder im privaten Alltag so schöpferisch, spielerisch und handwerklich zu sein, wie ich es wirklich wollte, fehlte mir die Zeit – natürlich auch deshalb, weil ich bin seit vielen Jahren Single-Mom und Alleinverdienerin bin. Ich habe schon immer in verschiedenen Berufsfeldern gleichzeitig gearbeitet. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Nordwestschweiz arbeitete ich 40 Prozent und half nebenher in Zeitungsredaktionen aus. In meiner Anfangszeit als Agentur-Texterin behielt ich Jobs aus Wissenschaft und Journalismus bei, hatte nebenher einen Lehrauftrag und machte neben dem Texten auch Projektmanagement. Erst in den letzten Jahren war ich zum

Die 4-Tage-Woche2021-09-19T19:35:07+02:00