Freiberufler-Strategie: Nein sagen

Wie schaffe ich es, mir als Teilzeit-Freiberuflerin die richtigen Kunden und Projekte herauszupicken?

Freiberufler-Strategie

In den letzten Tagen bin ich viel gerannt. Geistig, nicht körperlich. Dabei sollte es doch umgekehrt sein: Vor rund einem Jahr hatte ich mich für eine Kombi aus Teilzeit-Job UND Selbständigkeit entschieden, um wieder mehr Zeit für das zu haben, was im Leben wirklich wichtig ist wie Kind, Kaninchen, Kreativität – und Bewegung. Also: Lieber in echt rennen oder zumindest öfter im Wald spazieren gehen, statt im Kopf von Projekt zu Projekt hetzen. Warum jetzt also wieder Hamsterrad? Was ist schief gelaufen? Muss ich Aufträge besser selektieren und »Nein« sagen lernen? Braucht es speziellen Strategien, um als Teilzeit-Freiberuflerin langfristig ausgelastet, aber nicht überlastet zu sein?

Jetzt habe ich Urlaub. Zeit, einige Grundsatzfragen zu stellen!

Als Freiberufler*in

»Nein-Sagen« lernen?

Erstmal was Schönes: Seit dem Start meiner Selbständigkeit als Texterin bin ich ausgebucht. Darüber freue ich mich. Logisch!

Erstens, ich muss keine Akquise machen. Zweitens spüre ich, dass langjährige Bekannte mir vertrauen und gerne mit mir arbeiten. Und drittens: Seit ich meinen LinkedIn-Status auf „Freelancer“ geändert habe, ploppen im meinem Netzwerk plötzlich spannende Projekte auf, mit denen ich vorher nicht gerechnet hätte! Ich bin ein neugieriger Mensch und freue mich über jede Anfrage.

Doch jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich mir freiberufliche Projekte nicht nur aussuchen kann, sondern muss: Weil ich ja auch noch einen tollen Hauptjob habe, in dem ich Vollgas geben will. Und weil ich nach 13 Jahren Alleinerziehend-Sein wieder neue Kraft tanken muss und auch dafür Zeit brauche. Immer arbeiten geht nicht, so verlockend es auch ist.

Mein Ziel für 2021 war: »Ein ausgeglichenes, gesundes Leben führen.« Das Jahr ist bald zur Hälfte rum und ich merke: Wenn ich das Ziel noch erreichen will, brauche ich jetzt eine gute Strategie.

Erstmal was Schönes: Seit dem Start meiner Selbständigkeit als Texterin bin ich ausgebucht. Darüber freue ich mich. Logisch!

Erstens, ich muss keine Akquise machen. Zweitens spüre ich, dass langjährige Bekannte mir vertrauen und gerne mit mir arbeiten. Und drittens: Seit ich meinen LinkedIn-Status auf „Freelancer“ geändert habe, ploppen im meinem Netzwerk plötzlich spannende Projekte auf, mit denen ich vorher nicht gerechnet hätte! Ich bin ein neugieriger Mensch und freue mich über jede Anfrage.

Doch jetzt stehe ich vor dem Dilemma, dass ich mir freiberufliche Projekte nicht nur aussuchen kann, sondern muss: Weil ich ja auch noch einen tollen Hauptjob habe, in dem ich Vollgas geben will. Und weil ich nach 13 Jahren Alleinerziehend-Sein wieder neue Kraft tanken muss und auch dafür Zeit brauche. Immer arbeiten geht nicht, so verlockend es auch ist.

Mein Ziel für 2021 war: »Ein ausgeglichenes, gesundes Leben führen.« Das Jahr ist bald zur Hälfte rum und ich merke: Wenn ich das Ziel noch erreichen will, brauche ich jetzt eine gute Strategie.

Wie definiere ich meine »Wunschprojekte«?

Ich recherchiere in Blogs: Was tun andere Freiberufler*innen, um sich strategisch besser aufzustellen? Erstes Ergebnis: Wunschkunden und Wunschprojekte definieren! Ich überlege also, welche Aufträge für mich wie wertvoll sind. Dabei helfen die folgenden Fragen:

1. Um welche Art von Tätigkeit geht es in dem Projekt?

Beim Texten ist das vielseitig: Die Jobs reichen von strategischer Beratung über die kreative Ausarbeitung neuer Botschaften bis hin zum Korrekturlesen. Dazwischen gibt es Text-Workshops und Text-Schulungen, PR-Jobs, SEO und SEA sowie klassisches redaktionelles Schreiben.

Mir persönlich liegt das konzeptionelle und kreative Texten. Korrektorat und Lektorat versuche ich, innerhalb meines Netzwerks möglichst auszugliedern. SEO, SEA sowie redaktionelles Runterschreiben sind für mich meist nur dann sinnvoll, wenn ich vorher konzeptionell tief eintauchen konnte und strategische Fragen gut geklärt sind – sonst stelle ich mir während des Textens ständig Grundsatzfragen und brauche zu lang.

2. Wie nachhaltig ist die Kundenbeziehung?

Es gibt Textbroker und Facebook-Gruppen, in denen Texter*innen ihre Dienste anbieten und Auftraggeber*innen nach Freelancer suchen. Oft geht es hier um einmalige, kleine, schnelllebige Projekte. Eine Anfrage wird gepostet und drei Minuten später gibt es schon drei Angebote. Nur einmal habe ich mich in so einer Gruppe auf die Lauer gelegt, als Erste gepostet, den Job ergattert – und bin auf die Nase gefallen. Die Auftraggeberin entpuppte sich als hoch verschuldet und bezahlte nie. Das machte ich nie wieder!

Das krasse Gegenteil dazu sind Aufträge, die sich durch jahrelanges Netzwerken ergeben. 2012 hielt ich ein Seminar an der Evangelischen Hochschule Freiburg über »Journalismus und Soziale Arbeit«. In das Projekt waren mehrere soziale Organisationen eingebunden. Neun Jahre später bekam ich aus dieser Runde einen ersten Auftrag, dann einen zweiten, dritten, vierten … Das Beste daran sind nicht die Jobs an sich, sondern dass sich in der Zwischenzeit gute Kontakte und freundschaftliche Beziehungen und Netzwerke entwickelt haben. So macht Arbeiten Spaß. Und das bringt mich zur dritten Frage:

3. Macht das Projekt Spaß?

Eigentlich liegt’s auf der Hand, oder? Wenn dir ein Projekt Spaß macht, schöpfst du daraus Kraft und Energie. Die Arbeit geht leichter und schneller von der Hand. Das färbt mitunter sogar auf andere Projekte ab. Spaß ist der Turboantrieb für uns Freiberufler. Das heißt natürlich nicht, dass jedes Projekt ein reines Spaß-Projekt sein muss. Aber es geht halt nicht immer nur ums Geld.

Welche Projekte machen besonders viel Spaß? Für mich sind 5 Dinge wesentlich: 1) Der*die Auftraggeber*in schätzt gegenseitigen Austausch 2) ehrliche Wertschätzung, 3) gestalten und beraten können, 4) ein vielseitiges Themenspektrum, das sich auf keine Nische beschränkt 5) ein paarmal pro Jahr dennoch Expertise einbringen können wie mein Studium der Sozialen Arbeit.

4. Wie groß ist der Projektumfang?

Ich bin keine Schnellschreiberin. Einer meiner Chefs fragte mich vor Jahren mal, wie viele »Anschläge pro Minute« ich »schaffen« würde. Ich muss ziemlich irritiert geguckt haben, denn er winkte gleich wieder ab und ging in sein Büro.

Texten heißt für mich immer: sich intensiv eindenken. Ziele klären. Briefings hinterfragen, Tonalitäten festlegen. Oft fühlt sich ein neuer Claim oder eine neue Sprache für die Auftraggeber erst einmal komisch an. Meist braucht es ein bisschen Zeit und einige Absprachen, bis all das geklärt ist. Je größer das Projekt, desto mehr relativiert sich dieser Anfangsaufwand – und zahlt sich aus.

Und wenn die Grundsatzfragen durchdacht sind, geht es auch schneller mit dem Texten! Es gibt Projekte, die gehen dir tagelang durch den Kopf – und dann schreibst du sie in 20 Minuten runter.

Deshalb machen einmalige Projekte für mich erst ab einem bestimmten Mindestbudget Sinn. Folgeprojekte, die sich aus festen Netzwerken ergeben und gut planbar sind, können kleiner sein.

5. Wie ist der Auftrag vergütet?

Stunden-, Tagessatz oder Werkvertrag? Wird das Angebot akzeptiert – oder gefeilscht und verhandelt? Die Budget-Frage steht für mich nicht zwingend ganz oben, kann aber ein Ausschlusskriterium sein. Und natürlich können gute Honorare motivieren. Geld verdienen macht nämlich auch Spaß!

6. Wie gut ist das Projekt planbar?

Werden Projekte frühzeitig angekündigt oder muss alles sofort und schnell passieren? Ist der zeitliche Aufwand von beiden Seiten verbindlich definiert, vielleicht sogar mit einer Pauschale vertraglich geregelt? Sind die Rahmenbedingungen geklärt wie Korrekturschleifen oder Bezahl-Modus?

Ich recherchiere in Blogs: Was tun andere Freiberufler*innen, um sich strategisch besser aufzustellen? Erstes Ergebnis: Wunschkunden und Wunschprojekte definieren! Ich überlege also, welche Aufträge für mich wie wertvoll sind. Dabei helfen die folgenden Fragen:

1. Um welche Art von Tätigkeit geht es in dem Projekt?

Beim Texten ist das vielseitig: Die Jobs reichen von strategischer Beratung über die kreative Ausarbeitung neuer Botschaften bis hin zum Korrekturlesen. Dazwischen gibt es Text-Workshops und Text-Schulungen, PR-Jobs, SEO und SEA sowie klassisches redaktionelles Schreiben.

Mir persönlich liegt das konzeptionelle und kreative Texten. Korrektorat und Lektorat versuche ich, innerhalb meines Netzwerks möglichst auszugliedern. SEO, SEA sowie redaktionelles Runterschreiben sind für mich meist nur dann sinnvoll, wenn ich vorher konzeptionell tief eintauchen konnte und strategische Fragen gut geklärt sind – sonst stelle ich mir während des Textens ständig Grundsatzfragen und brauche zu lang.

2. Wie nachhaltig ist die Kundenbeziehung?

Es gibt Textbroker und Facebook-Gruppen, in denen Texter*innen ihre Dienste anbieten und Auftraggeber*innen nach Freelancer suchen. Oft geht es hier um einmalige, kleine, schnelllebige Projekte. Eine Anfrage wird gepostet und drei Minuten später gibt es schon drei Angebote. Nur einmal habe ich mich in so einer Gruppe auf die Lauer gelegt, als Erste gepostet, den Job ergattert – und bin auf die Nase gefallen. Die Auftraggeberin entpuppte sich als hoch verschuldet und bezahlte nie. Das machte ich nie wieder!

Das krasse Gegenteil dazu sind Aufträge, die sich durch jahrelanges Netzwerken ergeben. 2012 hielt ich ein Seminar an der Evangelischen Hochschule Freiburg über »Journalismus und Soziale Arbeit«. In das Projekt waren mehrere soziale Organisationen eingebunden. Neun Jahre später bekam ich aus dieser Runde einen ersten Auftrag, dann einen zweiten, dritten, vierten … Das Beste daran sind nicht die Jobs an sich, sondern dass sich in der Zwischenzeit gute Kontakte und freundschaftliche Beziehungen und Netzwerke entwickelt haben. So macht Arbeiten Spaß. Und das bringt mich zur dritten Frage:

3. Macht das Projekt Spaß?

Eigentlich liegt’s auf der Hand, oder? Wenn dir ein Projekt Spaß macht, schöpfst du daraus Kraft und Energie. Die Arbeit geht leichter und schneller von der Hand. Das färbt mitunter sogar auf andere Projekte ab. Spaß ist der Turboantrieb für uns Freiberufler. Das heißt natürlich nicht, dass jedes Projekt ein reines Spaß-Projekt sein muss. Aber es geht halt nicht immer nur ums Geld.

Welche Projekte machen besonders viel Spaß? Für mich sind 5 Dinge wesentlich: 1) Der*die Auftraggeber*in schätzt gegenseitigen Austausch 2) ehrliche Wertschätzung, 3) gestalten und beraten können, 4) ein vielseitiges Themenspektrum, das sich auf keine Nische beschränkt 5) ein paarmal pro Jahr dennoch Expertise einbringen können wie mein Studium der Sozialen Arbeit.

4. Wie groß ist der Projektumfang?

Ich bin keine Schnellschreiberin. Einer meiner Chefs fragte mich vor Jahren mal, wie viele »Anschläge pro Minute« ich »schaffen« würde. Ich muss ziemlich irritiert geguckt haben, denn er winkte gleich wieder ab und ging in sein Büro.

Texten heißt für mich immer: sich intensiv eindenken. Ziele klären. Briefings hinterfragen, Tonalitäten festlegen. Oft fühlt sich ein neuer Claim oder eine neue Sprache für die Auftraggeber erst einmal komisch an. Meist braucht es ein bisschen Zeit und einige Absprachen, bis all das geklärt ist. Je größer das Projekt, desto mehr relativiert sich dieser Anfangsaufwand – und zahlt sich aus.

Und wenn die Grundsatzfragen durchdacht sind, geht es auch schneller mit dem Texten! Es gibt Projekte, die gehen dir tagelang durch den Kopf – und dann schreibst du sie in 20 Minuten runter.

Deshalb machen einmalige Projekte für mich erst ab einem bestimmten Mindestbudget Sinn. Folgeprojekte, die sich aus festen Netzwerken ergeben und gut planbar sind, können kleiner sein.

5. Wie ist der Auftrag vergütet?

Stunden-, Tagessatz oder Werkvertrag? Wird das Angebot akzeptiert – oder gefeilscht und verhandelt? Die Budget-Frage steht für mich nicht zwingend ganz oben, kann aber ein Ausschlusskriterium sein. Und natürlich können gute Honorare motivieren. Geld verdienen macht nämlich auch Spaß!

6. Wie gut ist das Projekt planbar?

Werden Projekte frühzeitig angekündigt oder muss alles sofort und schnell passieren? Ist der zeitliche Aufwand von beiden Seiten verbindlich definiert, vielleicht sogar mit einer Pauschale vertraglich geregelt? Sind die Rahmenbedingungen geklärt wie Korrekturschleifen oder Bezahl-Modus?

Die Kriterien gewichten:

Das ist der schwierigste Part. Logisch: Wenn er mir leicht fallen würde, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation. Es gilt nun, die Kriterien für Wunschprojekte für meine persönliche Situation zu ranken und Grundsatz- und Ausschlusskriterien zu definieren. Wichtig ist dabei, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: genügend Zeit für ein gesundes, ausgeglichenes Leben.

Mein persönliches Ranking behalte ich für mich. Übrig bleiben die folgenden Fragen:

  • Wie gehe ich mit Projektanfragen um, die nicht in mein Profil passen?
  • Wie viele Stunden pro Monat arbeite ich maximal an Projekten, die Geld bringen, aber keinen Spaß machen?
  • Wie viele Stunden pro Tag oder Monat arbeite ich an Projekten, die Spaß machen und der Reputation dienen, aber wenig Geld bringen?
  • Wie kann ich Jobs outsourcen, die sich aus Folgeaufträgen ergeben, aber nicht in mein Profil passen – wie Lektorate?
  • Wie kann ich meine Netzwerke stärken, um langfristig Projekte zu generieren, die Spaß machen, perfekt in mein Profil passen und gut planbar sind?

An dieser Stelle mache ich Schluss für heute. Genug theoretische Auseinandersetzung. Der nächste Schritt wird sein, das zu visualisieren, die kritischen Situationen genau zu durchdenken und psychologische Hilfen und Anker zu finden, um im Alltag mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: die eigene Gesundheit.

Das ist der schwierigste Part. Logisch: Wenn er mir leicht fallen würde, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation. Es gilt nun, die Kriterien für Wunschprojekte für meine persönliche Situation zu ranken und Grundsatz- und Ausschlusskriterien zu definieren. Wichtig ist dabei, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: genügend Zeit für ein gesundes, ausgeglichenes Leben.

Mein persönliches Ranking behalte ich für mich. Übrig bleiben die folgenden Fragen:

  • Wie gehe ich mit Projektanfragen um, die nicht in mein Profil passen?
  • Wie viele Stunden pro Monat arbeite ich maximal an Projekten, die Geld bringen, aber keinen Spaß machen?
  • Wie viele Stunden pro Tag oder Monat arbeite ich an Projekten, die Spaß machen und der Reputation dienen, aber wenig Geld bringen?
  • Wie kann ich Jobs outsourcen, die sich aus Folgeaufträgen ergeben, aber nicht in mein Profil passen – wie Lektorate?
  • Wie kann ich meine Netzwerke stärken, um langfristig Projekte zu generieren, die Spaß machen, perfekt in mein Profil passen und gut planbar sind?

An dieser Stelle mache ich Schluss für heute. Genug theoretische Auseinandersetzung. Der nächste Schritt wird sein, das zu visualisieren, die kritischen Situationen genau zu durchdenken und psychologische Hilfen und Anker zu finden, um im Alltag mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: die eigene Gesundheit.

Rebekka Sommer
8 Dinge, die PR in der sozialen Arbeit besonders machen.
8 Dinge, die PR in der sozialen Arbeit besonders machen.

8 Dinge, die PR in der sozialen Arbeit besonders machen.

zum Beitrag

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Peter Breuer Texter
Onlinetexter Benjamin O'Daniel
Storyteller Ralph Stieber

Was ist deine Meinung?

Lass mir einen Kommentar da